Viele Bräuche rund um den Tod sind verloren gegangen
"Ritual steht auch für Brauchtum", sagt Jen Lind, Sterbe-Amme und Mitgründerin von TrostHelden, dem besonderen Trauerforum. "Doch viele Bräuche rund um den Tod und damit ein selbstverständliches, gemeinsames Tun sind leider verloren gegangen. Dabei geben sie den Hinterbliebenen Struktur und Halt. Die Sprachlosigkeit im Angesicht des Todesfalls hatte früher kaum Raum, weil jeder im Umfeld wusste, was im Rahmens der Rituale ei Trauer zu tun ist und wie er sich verhalten sollte."
- Rituale bei Trauer: Alle Fenster öffnen.
- Die Uhren im Haus anhalten: Zeit zum Innehalten.
- Behälter mit Wasser leeren.
- Haus und Sterbezimmer räuchern.
- Gemeinsam ein "Erinnerungsgeflecht" herstellen.
Fenster öffnen, Uhren anhalten: Es ist Zeit zum Innehalten
Die Rituale bei Trauer dienten darüber hinaus auch dazu, den Verstorbenen den Weg “nach oben“ zu zeigen. So wurden alle Fenster geöffnet, als Wegweiser und Zustimmung: „Du kannst gehen“. Die Uhren im Haus wurden angehalten – als Zeichen für alle: Die Zeit steht jetzt still. Es ist Zeit zum Innehalten.
Behältnisse mit Wasser wurden geleert, damit die anderen von der „Todesenergie“ nichts zu sich nehmen. Die Nachbarn waren zuständig für Wärme (genügend Holz) und Nahrung. Die Glocken wurden nach Eintritt des Todes geläutet, egal, zu welcher Stunde.