Freundschaften aus Kindertagen sind anders
Das hat ihr sehr geholfen. "Man hat ja die Familie nicht hier, die Verwandten, die man normalerweise zuhause in seinem Heimatland hat. Und die Freundschaften, die man als Erwachsener in einem anderen Land schließt, sind eben doch etwas Anderes als die Freundschaften mit Menschen, die man seit der Kindheit kennt, mit denen man die Jugend verbracht hat und erwachsen geworden ist. Man teilt einfach viele gleiche Erfahrungen. Man kennt alle Etappen des Lebens der anderen. Das verbindet. Ich denke auch, dass sie deshalb viele Entscheidungen auch besser nachvollziehen können."
Die unterschiedlichen Kulturen, in denen man aufwächst, spielen ebenfalls eine Rolle. Auch in Bezug auf die Trauer. "Wir Polen haben zum Beispiel eine andere Einstellung, mit den Toten umzugehen. Wir pflegen eine andere Grabkultur. Ich kenne in Deutschland viele Menschen, die anonym begraben sein möchten, zum Beispiel in einem Wald. Und ich höre aus meinem deutschen Umfeld, dass dort die Grabstätten nach 20 Jahren nicht verlängert werden", berichtet Danuta.
Auf den Friedhöfen brennen die Kerzen
"Wir geben die Gräber unserer Eltern nie auf, solange wir leben. Am 1. November, an Allerheiligen, trifft sich die ganze Familie am Grab, gedenkt der Verstorbenen und setzt sich dann später zum Essen und Trinken zusammen. Durch das Grab sind wir miteinander verbunden, so fühlt es sich für uns an. Ich fahre jedes Jahr an diesem Tag nach Polen. Unsere Friedhöfe, die Parks ähneln, sind dann regelrecht erleuchtet, weil sehr viele Kerzen brennen. Meine Tochter liebt das. Das ist einmalig. Das hat mit dem katholischen Glauben zu tun, ja, aber besonders auch mit unserer Tradition."
Spenden für den Erhalt historischer Grabmäler
Auch historische Grabmäler mit kunstvollen Grabfiguren auf Friedhöfen zum Beispiel in Warschau, Krakau oder Lodz werden in Polen liebevoll restauriert, damit sie erhalten bleiben. Dafür werden jedes Jahr am 1. November Spenden gesammelt – mit Unterstützung von Politikern, Schauspielern und anderer Prominenz.
Danuta hat wie erwähnt mittlerweile ihr Abo bei TrostHelden verlängert. "Ich hatte mich zunächst kostenlos angemeldet und das Ganze beobachtet. Aber als mich dann eine sehr nette Frau angeschrieben hat, die eine Trauerfreundin suchte, war ich überzeugt, selbst eine kostenpflichtige Mitgliedschaft abzuschließen. Das Gute daran ist, dass ich auf diese Weise selber so viele Leute anschreiben kann, wie ich möchte, und von denen ich annehme, dass sie zu mir passen. Das trauen sich ja viele nicht. Sie warten darauf, dass sie selbst angeschrieben werden. Aber das funktioniert meist nicht. Ich jedenfalls bin überzeugt: Man sollte selbst aktiv werden. Es lohnt sich. Ich habe wirklich starke Frauen kennengelernt."