Mut machen nach dem Todesfall
Ausgerechnet in dieser Situation ihr Zuhause aufzugeben, ist für sie der größte und der mutigste Schritt. Wie haben all diese Erfahrungen ihre Persönlichkeit verändert? „Ich bin härter geworden“, gesteht Christine.
Sie lässt nichts mehr mit sich machen, was ihr nicht guttut. "Wenn ich merke, dass Menschen mich Energie kosten, mich als seelischen Mülleimer benutzen und ich dadurch wieder Trauerschübe bekomme, beende ich den Kontakt."
Ihr Fazit: "Manchmal muss man aufräumen, damit Platz für die richtigen Leute ist." Jetzt weiß sie viel genauer, was gut für sie ist und was eben nicht.
"Ich gehe nicht in die Opferrolle"
Jennifer Lind, Sterbeamme und Gründerin der Trauerfreund-Vermittlung TrostHelden, diesem Trauerforum der ganz besonderen Art, kann das nur bestätigen.
Sie sagt: „Viele Menschen können durch die Trauer viel besser zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden. Sie sind generell im Leben zielgerichteter und wissen, was sie möchten oder eben nicht möchten. Was jetzt dran ist und was Zeit hat.“
Wenn Christine Stockbrink etwas auf keinen Fall möchte, dann ist es Mitleid. „Ich gehe nicht in die Opferrolle. Was ich möchte, sind Menschen, die mich verstehen und es mit mir gut meinen.“ Deshalb zieht sie auch vor, lieber öfter allein als in schlechter Gesellschaft zu sein.
Trauergeschichten für Angehörige
Ohne diesen krassen Verlustschmerz, ohne das Gefühl des völligen Alleingelassenwerdens hätte sie sich so nicht entwickelt. Sie hat eine neue Klarheit gewonnen, schätzt ihr Bauchgefühl als guten Ratgeber.
„Ich muss nämlich gar nichts, was ich nicht will – außer gut für mich zu sorgen“, betont sie. Von dieser Haltung sind andere nicht immer begeistert. "Und es ist für einen gutmütigen Menschen wie mich auch gar nicht so einfach. Aber ich habe Riesenfortschritte in dieser Hinsicht gemacht."
Es sind Trauergeschichten für Angehörige einer geliebten, verstorbenen Person wie diese, die Mut machen nach einem Todesfall.
Wenn es egal wird, was die Leute denken …
So kann es manchmal vorkommen, dass sie unbequem wird. Wie genau setzt sie ihren Willen dann durch? "Das hängt von der Situation ab. Mal bin ich diplomatisch, etwa am Arbeitsplatz. In anderen Momenten kann ich aber sehr auftrumpfen. Da darf ich mich auch im Ton vergreifen. Mir ist egal, was die Leute denken! Die guten Menschen, die mich mögen, kennen meinen Weg, wissen, wie ich dazu gekommen bin. Sie hören nicht auf, mich gern zu haben, wenn ich mal ein bisschen grummelig bin. Aber ich muss noch lernen, mitunter etwas behutsamer zu sein", sagt sie.